Im Auftrag von Transparency International hat das Marktforschungsunternehmen Kantar im Rahmen einer repräsentativen Umfrage von Oktober bis Dezember 2020 insgesamt 40.600 Menschen in 27 EU-Mitgliedstaaten, davon 4.800 Personen in Deutschland, zum sog. Global Corruption Barometer 2021 befragt.
Trotz spektakulärer Skandale um Wirecard, Cum-Ex-Geschäfte oder Maskenaffären von Abgeordneten denken in Deutschland mehr als die Hälfte (55 %) der Befragten, dass hierzulande das Ausmaß an Korruption im letzten Jahr gleich geblieben ist. 26,4 % glauben dagegen, dass Korruption zugenommen habe. Das Vertrauen in die Justiz (85,8 %) und die Polizei (90,7 %) ist unter den Befragten sehr groß. Die Ansichten über die Wirtschaft sind hingegen anders: 34,9 % der Befragten denken, dass alle oder die meisten Führungskräfte der Wirtschaft in Korruption verwickelt sind. Nach Ansicht von 57,5 % setzen Unternehmen Geld oder Beziehungen ein, um öffentliche Aufträge zu erhalten.
21 % der Befragten in Deutschland geben an, dass Bürger Repressalien befürchten müssen, wenn sie Fälle von Korruption melden. Obwohl Deutschland damit hinter Spitzenreiter Finnland (12 %) liegt, schneidet es deutlich besser ab als der europäische Durchschnitt (45 %) und insbesondere Länder wie Italien (58 %) oder Schlusslicht Zypern (76 %).
Die Ergebnisse zeigen, dass rund ein Drittel der EU-Bürger davon ausgeht, dass Korruption in ihrem Land zunimmt. Im europäischen Durchschnitt glauben 62 % der Befragten, dass Korruption in ihrer Regierung ein großes Problem darstelle. Am niedrigsten liegen die Zahlen in Dänemark (12 %) und Finnland (16 %), am höchsten in Bulgarien (90 %) und Kroatien (92 %). Fast die Hälfte der Befragten gibt an, ihre Regierung gehe nicht ausreichend gegen Korruption vor. In Deutschland finden 38 %, dass die Bundesregierung Korruption schlecht bekämpfe. Doch haben 79,1 % der Befragten in Deutschland grundsätzlich Vertrauen in die Bundesregierung. (Quelle: Online-Zeitschrift Compliance - Ausgabe Juli/August 2021)