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Studie des Handelsblatt Research Institutes „Sorgfaltspflichten entlang globaler Lieferketten“ veröffentlicht

Studie des Handelsblatt Research Institutes schätzt erstmals Kosten für nachhaltiges Lieferkettenmanagement.

Vor kurzem hat das Handelsblatt Research Institute eine für das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung erstellte Studie „Sorgfaltspflichten entlang globaler Lieferketten – Eine ökonomische Analyse“ vorgelegt.

Einige zentrale Aussagen dieser Studie lassen sich wie folgt zusammenfassen:

Der Arbeitsaufwand zur Einhaltung von Sorgfaltspflichten entlang der Lieferkette nimmt tendenziell mit steigender Unternehmensgröße zu. Die Kostenquote macht voraussichtlich weniger als ein Prozent des Jahresumsatzes deutscher Unternehmen aus, wobei die anteilige Belastung tendenziell mit der Unternehmensgröße abnimmt. Die erhobenen Daten deuten darauf hin, dass die Kostenquote für die freiwillige Durchführung eines nachhaltigen Lieferkettenmanagements in Deutschland zwischen 0,005 und 0,6 % des Unternehmensumsatzes liegt. Dabei lassen die Umfrageergebnisse sowie die Gespräche mit erfahrenen Praktikern darauf schließen, dass sowohl Lernkurveneffekte als auch Größenvorteile zu erwarten sind. Demzufolge nimmt die relative Kostenbelastung sowohl mit zunehmender Erfahrung als auch mit steigendem Umsatz ab. Laut einer aktuellen EU-Studie beträgt die Zusatzbelastung durch die Einhaltung klarer gesetzlicher Vorgaben für Unternehmen ab 250 Mitarbeitern weniger als 0,01 % und steigt für kleinere Unternehmen auf 0,14 % an. Somit würde die gesetzliche Verpflichtung deutscher Unternehmen zu einem Risikomanagement, das sich auch auf ihre internationalen Lieferketten erstreckt, zu einer nur geringfügigen Steigerung ihres Verwaltungsaufwands führen. Allerdings dürften auf Unternehmen, die bislang – bewusst oder unbewusst – zulasten Dritter gewirtschaftet haben, höhere Preise für bezogene Vorprodukte zukommen.

Angesichts der betriebswirtschaftlichen Vorteile, die Unternehmen durch die Einhaltung von Sorgfaltspflichten erwarten, sollten die Kosten des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes nicht als reiner Verwaltungsaufwand, sondern vielmehr als Investitionskosten angesehen werden. Deutsche Unternehmen, die Sorgfaltspflichten einhalten, versprechen sich vor allem Reputationsvorteile bei Konsumenten, eine verbesserte Qualität der Vorprodukte sowie eine höhere Resilienz ihrer Lieferkette. Die Umfrageergebnisse zeigen zudem, dass die Wertschätzung für ein nachhaltiges Lieferkettenmanagement mit zunehmender Erfahrung ansteigt. Als spezieller Vorteil des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes gegenüber einer freiwilligen Lösung wird vor allem die Angleichung der Wettbewerbsverhältnisse gesehen.

Öffentliche Debatten und Missstände in den Lieferländern beeinflussen bereits Konsumentenentscheidungen. Künftig werden auch Investoren stärker auf die Nachhaltigkeit der Lieferkette achten. Hersteller und Handelskonzerne reagieren schon länger darauf, dass ihre Kunden auf die Einhaltung von Menschenrechten und ökologischen Standards drängen. Künftig müssen das auch Investoren tun. Dafür sorgt beispielsweise der EU-Aktionsplan zur Finanzierung eines nachhaltigen Wachstums mit den geplanten Branchenkriterien der EU-Taxonomie.

Zertifizierungsprozesse helfen bei der Verbesserung und Beurteilung der Lieferkette. Um ein anerkanntes Siegel über die Qualität der Lieferkette zu erhalten, müssen die Unternehmen sich auf ein aufwändiges Zertifizierungsverfahren einrichten. Das erfordert vor allem in der Umstellungsphase einen erhöhten Arbeits- und Organisationsaufwand.

Auch kleinere Unternehmen, die nicht unmittelbar vom Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz erfasst sind, sollten sich mit der Nachhaltigkeit ihrer Lieferkette beschäftigen, damit sie nicht aus dem Wettbewerb gedrängt werden. Größere Unternehmen dürften als „First Movers“ durch die gesetzlich geforderte Beschäftigung mit ihren Lieferketten Wettbewerbsvorteile erzielen. Als direkte Zulieferer von Großunternehmen müssen auch kleinere und mittlere Unternehmen bereits auf die Nachhaltigkeit ihrer Lieferkette achten. Unternehmen, die ihre Lieferkettenrisiken nicht kennen, könnten mittelfristig von Märkten ausgeschlossen werden. Zudem wird das geplante EU-Lieferkettengesetz voraussichtlich auch kleinere Unternehmen erfassen.

Bei Interesse können Sie weitere Einzelheiten hier der Studie (79 Seiten) entnehmen.